Wie Bullshit den Fortschritt lähmt

Wie Bullshit den Fortschritt lähmt

Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie sehr unsere tägliche Kommunikation von „Bullshit“ durchzogen ist? Klar, in der Werbung und in der Politik sind wir es gewohnt, regelrecht angelogen zu werden. Man nimmt es eigentlich auch gar nicht mehr übel, dass Wahl- oder Produktversprechen nur daher gesagtes Zeug sind.

Und dennoch hat sich diese von Wahrhaftigkeit befreite Sprache so sehr auch in unseren beruflichen Alltag eingeschlichen, dass wir es meist gar nicht mehr merken.

Da werden z.B. Werke geschlossen, und das Management nennt das Programm blumig „Forward“, „RISE“ oder sonstwie. In Stellenanzeigen sind alle irgendwie „ein Marktführer“ in irgendwas, „aus Tradition innovativ“ (Inventar aus den 60ern, letztes Patent von 73). Wir suchen „Dich“ für unser starkes „Team“ „wir wachsen weiter“ etc etc.
Unsere Bewerbung schwafelt dann im Einklang von „neuen Herausforderungen“, „überaus erfolgreichen Projektabschlüssen“ und „zu bescheiden“ „zu ehrgeizig“ als größter Schwäche beim Vorstellungsgespräch.

Auf diese Art und Weise lamentieren wir später in Projektpräsentationen darüber, was „unser Ziel sein muss“, wie wir noch mehr „Synergien“ schöpfen und im nächsten Jahr selbstredend „ein profitables Wachstum“ von mindestens 10% erstmalig (natürlich) erreichen werden.

Es scheint man müsse einen Langenscheidt „Deutsch- Bullshit, Bullshit – Deutsch“ herausbringen.

Wirtschaft und Gesellschaft stehen vor einem kolossalen Wandel, vermutlich dem größten, den die Geschichte jemals gesehen hat. Können wir das wirklich mit einem „WUMMS“ lösen? (An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass dieses Beispiel ausdrücklich und keinesfalls auf einer politischen Neigung beruht, welche die „Wahrheit“ an einem der Ränder des politischen Spektrums verortet) Sind die fundamentalen Schwächen unserer industriellen Produktion mit lustigen Videos aus der Personalabteilung (sorry, HR) zu kompensieren?

Ich denke, es ist Zeit, die Dinge beim Namen zu nennen. Wir müssen uns langsam fragen, wie viel „Bullshit“ wir uns in Gesellschaft und Wirtschaft noch erlauben dürfen. Für uns und folgende Generationen.